Haben Sie schon einmal gehört, Mallorca sei wie ein kleiner Kontinent? Nun, der Osten Mallorcas, die Region Llevant (Llevant = Osten) ist fast so etwas wie eine Miniaturform der ganzen Insel. Auf kleinem Raum findet man alle geografischen Besonderheiten, welche die gesamte Insel charakterisieren. Berge, Täler und weite Ebenen, Sandstrände und Felsbuchten, Städte und Dörfer – der Osten Mallorcas bietet alles, was man sich von einer Mittelmeerinsel erträumt.
Hier liegen idyllische Natur und Pauschaltourismus direkt nebeneinander – dicht besiedelte Touristenorte wie Cala Rajada unterscheiden sich deutlich vom Naturpark der Península de Llevant mit seinen wilden Bergen und einsamen Buchten, und doch ergänzen sie sich hier auf harmonische Weise.
Prägendes Merkmal der Naturlandschaft und des o.g. Naturparks ist die Serra de Llevant, das östliche Küstengebirge. In seiner Größe und seinen Formationen zwar nicht so beeindruckend wie die Serra de Tramuntana im Norden, ist es dennoch ein reizvolles Gebiet für Wanderungen, Radtouren und Ausflüge in die Natur.
Bedeutende Städte und Dörfer im Osten
- Artà
- Capdepera mit Cala Rajada und Canyamel
- Son Servera mit Cala Millor
- Sant Llorenç mit Son Carriò
- Sa Coma und S’Illot
- Porto Cristo
- Manacor und Felanitx
- Cales de Mallorca
- Portocolom
- Cala d’Or, S’Horta und Portopetro
- Santanyi mit Es Llombards und Cala Figuera
Zentrale Ortschaften des Pauschaltourismus im Nordosten sind Cala Rajada und Cala Millor. Diese Urlaubsorte sind stark besucht, bieten große Strände und ein ausgedehntes Angebot an Restaurants, Bars und Cafés. In unmittelbarer Nähe gibt es 4 Golfplätze, und auch das sonstige Angebot an Sport- und Freizeitaktivitäten ist sehr hoch. Wegen der gut ausgestatteten und flach abfallenden Sandstrände sind die Orte gerade bei Familien sehr beliebt.
Ziele für Stadtbesuche sind Manacor und Artà. Manacor, die zweitgrößte Stadt Mallorcas, ist bekannt für seine Möbel- und Perlenindustrie. Viele Touristen kommen hierher, um die künstlich hergestellten Perlen zu erwerben. Die Stadt bietet außerdem eine schöne Kathedrale und ein sehr interessantes Museum zur Stadtgeschichte. Artà hingegen ist deutlich kleiner und bietet genau das, was man sich von einem mediterranen alten Städtchen erwartet. Die verwinkelten Gassen laden zu malerischen Spaziergängen ein und der Hausberg Sant Salvador bietet neben einer fantastischen Aussicht auch eine mittelalterliche Burganlage sowie eine Wallfahrtskirche mit gleichem Namen.
Portocolom ist der größte Naturhafen Mallorcas und deshalb auch einer der bedeutendsten Fischerhäfen auf der Insel. Das historische Ortszentrum liegt im östlichen Teil der Bucht auf einer flache Kuppe. Dort befinden sich der historische Hafen Es Riuetó und die typisch kleinen Häuser eines Fischerdorfes mit bunten Türen und Fenstern. Entlang der alten Mole stehen die traditionellen Bootshäuser, die barraques, jeweils mit einer Bootsrampe versehen und mit ebenso bunt gestrichenen Gattertüren. An der alten Mole liegen auch die zahlreichen kleinen traditionellen Boote, die llauts. Von vielen wird dieser Bereich als einer der am besten erhaltenen Ortskerne Mallorcas angesehen. Der Ort breitet sich von Osten entlang der Bucht nach Westen aus.
Ein großer Teil der Bucht, der Badia de Portocolom, wird vom neuen Hafen, dem Porto de Portocolom, für die Fischerei und von der großen Marina für private Boote beansprucht. Entlang der Uferstraße liegen zahlreiche Geschäfte, Restaurants und Bars.
Reizvoll ist die etwa 2 km lange Strecke, die vom historischen Ortskern teilweise über einen breiten Fußweg und die Straße hinaus zum Leuchtturm Far de Portocolom führt. Auf dem Weg liegt der kleine Strand s’Arenal.
Strände an der Ostküste
Die oben beschriebene Vielfalt der Naturlandschaft gilt auch für die Strände. Hier gibt es sowohl abgelegene, malerische Buchten als auch lange, familienfreundliche Sandstrände. Allerdings ist die Ostküste wohl am besten für die Strände bekannt, die tief in den schönen, felsigen Buchten liegen. Auf Spanisch beinhaltet der Name der Strände häufig das Wort cala, so wie in Cala Millor, Cala Murada oder auch Cala d’Or. Im Südwesten findet sich eine weitere berühmte cala – der Naturstrand Cala Mondrago liegt in einem wunderbaren Naturpark.
Wer die Buchtenlandschaft der Ostküste von der anderen Seite kennenlernen möchte, kann eine der zahlreich angebotenen Küstenrundfahrten mit dem Schiff wahrnehmen. Diese finden fast überall täglich statt und werden zum Beispiel ausgehend von Cala Rajada oder Porto Cristo angeboten.
Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele
Ermita de Betlem (im Nordosten bei Artà)
Die Ermita de Betlem ist eine Einsiedelei und liegt eingebettet in die Bergkette Serra de Llevant, etwa 9 km nordwestlich von der Stadt Artà entfernt. Auf dem einzigen asphaltierten Weg von Artà hinauf zur Ermita bietet sich dem Besucher ein atemberaubender Blick hinunter auf die Bucht von Alcudia. Von Betlem aus ist das Kloster über einen geschotterten Pfad zu Fuß oder mit dem Mountainbike zu erreichen. Das Bestehen des Klosters geht bis in das Jahr 1805 zurück. Während der gesamten Zeit diente es einigen wenigen Mönchen als Wohnort. 2010 verließen die verbliebenen Mönche altersbedingt das Kloster und schlossen sich einem anderen Kloster an. Die Einsiedelei ist jedoch noch immer in Betrieb und kann besichtigt werden. Zum Eingangsbereich der Kapelle führt eine 150 m lange Zypressenallee. Die Kapelle selbst ist im neoklassizistischen Stil auf einem kreuzförmigen Grundriss errichtet worden. Neben den Fresken in der Kuppel und einer Marienstatue verdient die Christusfigur besondere Aufmerksamkeit. Sie war ein Geschenk anlässlich der Weihe der Ermita im Jahr 1806. Das Gelände rund um das Kloster bietet noch weitere sehenswerte Stellen und ist Ausgangspunkt für wunderbare Wanderungen.
Castell de Capdepera
Das Castell de Capdepera gehört zu den am besten erhaltenen Festungsanlagen auf Mallorca. Es stammt aus dem 14. Jahrhundert und befindet sich auf dem 159 Meter hohen Puig de Capdepera im Nordosten der Insel – eine strategisch günstige Lage im Landesinneren und doch nahe an der Küste und dem Menorcakanal. Die Anlage liegt weithin sichtbar auf besagtem Hügel oberhalb der Stadt. Kein Wunder also, dass man von der Burg einen spektakulären Ausblick auf die Stadt Capdepera, die Umgebung und das Meer hat.
Bis ins 18. Jahrhundert diente die Burg den Anwohnern als Schutz vor Angreifern. Seit der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wurde die Burg von Capdepera nicht mehr für militärische Zwecke genutzt und stand rund 200 Jahre lang leer. 1983 schließlich beschloss man, die Burg zu restaurieren und für Besucher zugänglich zu machen. Inzwischen ist das Bauwerk zu einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Region geworden. Zur Burg gehören außerdem das Haus des Gouverneurs und die Kirche San Juan, zwei gut erhaltene Bauwerke, die man neben dem Burginneren besichtigen kann.
Far de Capdepera
Der Far de Capdepera ist ein 1861 erbauter Leuchtturm – er steht auf der Punta de Capdepera, einer sich etwa 55 Meter über den Meeresspiegel erhebenden Anhöhe und hat eine Höhe von 21 Metern. Sein Leuchtfeuer befindet sich in 76 Metern Höhe und hat eine Tragweite von 20 Seemeilen. Er ist einer von fünf noch in Betrieb befindlichen der insgesamt 15 Leuchttürme Mallorcas. Etwas nordwestlich des Leuchtturms befindet sich der historische Wachturm Torre Esbucada.
Der Torre de Canyamel (Zuckerrohrturm) ist ein ehemaliger Flucht- und Wehrturm aus dem 13. Jahrhundert. Er befindet sich etwa vier Kilometer südwestlich von Capdepera. Bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts hieß der Torre de Canyamel nach der Familie Montsó, die ihn errichten ließ, Torre d’en Montsó. Heute ist in dem von Wirtschaftsgebäuden umgebenen Turm ein kleines Museum untergebracht.
Naturpark Peninsula de Llevant
Zurück in die Natur gelangt man im Parc Natural de la Península de Llevant. Der Naturpark steht erst seit 2001 unter Naturschutz und gilt als Naturgebiet von besonderem Interesse und besondere Vogelschutzzone. Auf Wandertouren entdeckt man neben den wilden Ziegen, die hier zur Landschaftspflege eingesetzt werden, mit ein wenig Geduld die Vielfalt und Schönheit der heimischen Flora und Fauna.
Talayot-Siedlung Ses Païsses
Das Talaiotische Dorf von Ses Païsses ist eine bedeutende archäologische Ausgrabungsstätte einer der eisenzeitlichen Talaiot-Kultur zugerechneten Siedlung, deren Reste sich südöstlich der Stadt Artà befinden. Das genaue Alter der Siedlung ist nicht bekannt. Man nimmt an, dass sie vom Anfang des 1. Jahrtausends bis etwa 100 v. Chr. bewohnt war. Die Fundstätte ist eines der am besten erhaltenen Zeugnisse der Megalithkultur auf den Balearischen Inseln.
Santuari de Sant Salvador
Das Santuari de Sant Salvador, auch Eremita de San Salvador, liegt auf dem Berg Puig de Sant Salvador in 509 Meter Höhe in der Nähe der Stadt Felanitx im Südosten der Insel. Der Überlieferung nach soll in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts auf dem Berg der Eremit Romeo de Burguera in einer Höhle, der Sa cova de s’Ermità, gehaust haben. Der Ursprung des Heiligtums und der Wallfahrtskirche geht zurück in das Jahr 1348. Die Pest raffte damals etwa ein Fünftel der Bevölkerung von Mallorca und etwa die Hälfte der Einwohner von Felanitx hinweg. Deshalb ersuchten die Gemeinde Felanitx beim Bischof und der Burgvogt des Castell de Santueri bei König Pere IV. von Aragón, dem der Berg gehörte, um Genehmigung für den Bau einer Kapelle an. Dies wurde genehmigt, und zum Dank für die Rettung der restlichen Einwohner zu Ehren von Dios Nuestro Señor eine einfache Kapelle samt Zisterne errichtet. Der König gab eine Stiftung zur Lesung der Messe und der erste Frater soll Pedro Bosch gewesen sein. Der Name Sant Salvador bedeutet “Heilige Rettung / Erlösung / Befreiung”.
Tropfsteinhöhlen
Wer Naturschauspiele liebt, wird an den zahlreichen Höhlen der Ostküste Gefallen finden. Die größten und bekanntesten sind mit Führungen für Besucher zugänglich. Die Drachenhöhlen Cuevas del Drach bei Porto Cristo beherbergen den größten unterirdischen See Europas. Direkt in der Nähe findet man die Angelhakenhöhle Cuevas del Hams. Die Höhlen von Artà bei Canyamel sind die größten Höhlen Mallorcas.
Fischerhäfen
Nicht fehlen dürfen in einer Küstenlandschaft mit Buchten und Küstendörfern die Fischerhäfen. Portocolom hat sich den Charme eines Fischerdorfs bewahrt. Viele gute Fischrestaurants laden dazu ein, fangfrischen Fisch direkt vor Ort zu genießen. In Porto Cristo findet sich ein Naturhafen, der eine vom Meer geschützte Bucht bildet. Hier ankern hauptsächlich Sportboote und Yachten, zum Bummeln lädt die Hafenpromenade ein.
Der Osten Mallorcas polarisiert mit seinen Gegensätzen und bietet gleichzeitig für jedermann das perfekte Ausflugsziel. Naturverliebte, Aktivurlauber, Badefreunde und Nachtschwärmer zieht es in die facettenreiche Region mit den wohl schönsten Buchten der Insel.